Herkuleskeller-Ikone Heini tot

Den meisten Braunlägern dürfte der „Herkuleskeller“, einstige Kultgaststätte aus Jugendtagen in lebhafter Erinnerung sein. Sie wurde ab 1968 von einer stadtbekannten und schillernden Persönlichkeit geprägt: Heinz Nieft, von den Gästen liebevoll „Onkel Heini“ genannt, herrschte mehr als 20 Jahre lang über die Zapfhähne und wurde selbst zur Kultfigur. Im positiven Sinne ein "bunter Hund“ besaß er die seltene Eigenschaft, einem jeden Gast oder Freund im Augenblick der Begegnung das Gefühl zu vermitteln, für ihn jetzt besonders wichtig zu sein.

Mit Heini verband mich seit 1967 eine lang anhaltende Freundschaft. Er wurde der Patenonkel meines Sohnes, und als ich den Mülltonnensender 1972 aus der Taufe hob, gehörte Heini zum Kreis der Gründungsmitglieder. Wir spielten zusammen im Schachklub und teilten die gemeinsame Leidenschaft für den Sport im Allgemeinen und den Fußball im Besonderen. Geboren und aufgewachsen in Zorge boxte Heini in seiner Jugend in der Staffel vom dortigen Sportverein, dem mir einzig bekannten Fußballverein im Harz mit Boxabteilung. In den 70ern kickte er in der zweiten Mannschaft des SV Braunlage.

Unvergessen bleibt sicher nicht nur mir sein stets herzhaftes, dröhnendes Lachen bei jeglichem Tun, ob bei Feiern, als Akteur beim MTS oder eben in seinem „Keller“. Auch wenn er sich manchmal als Raubein zeigte, besaß er doch eine einfühlsame und berührende Seite. Als der SV Braunlage 1987 mit mir als Trainer die Meisterschaft errang, lag er wegen gesundheitlicher Probleme im Krankenhaus. Von dort rief er mich trotz gerade überstandener OP an, um mir zu sagen, wie sehr er sich über den Erfolg freue und stolz auf unsere Freundschaft sei. Das berührte mich damals sehr.

Mit Stolz erfüllte ihn seine tollste Reise, wie er immer betonte, als er gemeinsam mit der deutschen Nationalmannschaft 1977 auf Südamerikatour ging. Seinerzeit war es für den DFB- Fan noch möglich, zusammen mit der Mannschaft zu fliegen. Sein Nachbar auf dem Flug war Georg Volkert, seinerzeit ein gefürchteter Linksaußen. Der DFB absolvierte vier Länderspiele mit Start in Argentinien, dann weiter in Uruguay, Brasilien und ins Aztekenstadion nach Mexiko. Zur steten Erinnerung pinnte Heini sich eine riesige Weltkarte mit der Flugroute und allen Stationen dieser Reise an die Wand seines Wohnzimmers.

Um 2000 zog er nach Osterode, unsere Treffen wurden über die Jahre seltener und schließlich riss der Kontakt ganz ab. Wie ich erst jetzt durch Gerd Bähr erfuhr, verlor er bereits an Pfingsten 2022 den Kampf gegen seine langjährige Krebserkrankung,

Heini wurde 74 Jahre alt. Ruhe in Frieden, alter Freund.

(August 2022)