Natürlich gehörte auch eine bunte Palette an Gaststätten und Kneipen zum Stadtbild. Besonders für Jugendliche und Heranwachsende besaß die lebhafte Kneipenszene rund um die Kreuzung Herzog-Wilhelm-, Lauterberger- und Bahnhofstrasse eine magische Anziehungskraft. Das originelle Milieu bestand aus den berühmt-berüchtigten Kellerlokalen "Herkules (SlowDown)" Foto und "Achtermann" Foto, ferner Grete Tippes "Zur Wiederkehr" mit einem eigenen Raum für Musikbox und Flipperautomat sowie Bernd Ecksteins "Letzte Station" neben den Kammerlichtspielen (siehe Plakat). Glanzpunkt und Krönung war jedoch die "Neue Welt". Dieser separate Teil der Gaststätte "Quelle" (Foto) war ursprünglich als Südsee-Tanzklub konzipiert, doch kehrte ein neuer Musikstil schnell den alten Staub von den Wänden: der Beat! Und die Mucke plätscherte nicht mehr aus einer Musikbox, sondern wurde zum Live-Erlebnis und Inbegriff eines neuen Lebensgefühls. Mitten im Harz - ein absolutes Novum!! Jetzt trug die "Neue Welt" ihren Namen zu Recht - und man sah Besucher sogar aus Metropolen wie Hannover und Hamburg zu Konzerten anreisen. Wenn am Abend der Besitzer Herr Schirrschmidt, der in Figur und Habitus dem Schweizer Bandleader Hazy Osterwald stark ähnelte, die Schiebetür öffnete, die Gaststätte vom Bühnenraum trennte, dann war es wieder soweit: angesagte Klänge erfüllten den schummrig beleuchteten Raum. Ich erinnere mich noch gut an die kleine Podestbühne an der Hinterwand, rechts davon abgetrennt durch Holzwand und Vorhang der Zugang zu den Toiletten. Der Bühne gegenüber die Bar mit langgestreckter Theke, links davon standen Holztische in kleinen Nischen, dahinter befand sich ein Windfang mit Ausgang zur Strasse. Angesagte Bands gaben Gastspiele, stellvertretend seien hier Casey Jones & The Govenors (Don't ha ha) oder die "JPs" genannt, die später als "Jane" große Erfolge feierten. Aber auch deutschsprachige Künstler wie Udo Jürgens zu Beginn seiner großen Karriere konnten hier bewundert werden. Daneben erhielten Nachwuchs-Bands erstmals die Chance, sich einem breiten Publikum zu präsentieren.
Anfangs half uns Vampire-Bassist Peter Hertrampf noch am Bass aus, bis Norbert Tusche unserer Formation beitrat. Somit stand die Urformation, mit der wir im gesamten Harzraum erfolgreich auftraten. Als mein Bruder 1967 erkrankte und für längere Zeit ausfiel, wurde er durch Ulrich "Kalle" Kleinert ersetzt. Im Sommer des geschichtsträchtigen Jahres 1968 bis zur Auflösung Mitte 1969 spielten wir mit Rolf Lüer zusammen, in jenen Tagen der Harzer "Guitarhero" schlechthin. Daneben unterhielt Rolf in Bad Lauterberg mit den "Giants" seine eigene Band. Wir waren alle sogenannte Coverbands - mit unterschiedlichen Favoriten und Einflüssen. Unsere hießen "Stones" und "Kinks". In diese musikalische Richtung geht auch der Mitschnitt von einem Auftritt Ende 1968. Ein historisches Dokument! Aufgenommen mit einem 10-Mark-Mono-Mikrofon, das aussah wie eine weiße Muschel, und mit meinem Grundig-Tonbandgerät lieferte es erstaunliche Ergebnisse. So ist die erhaltene Aufnahme auch nach fast 50 Jahren noch (an)hörenswert. Klick
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