BURG FALKENSTEIN IM HARZ

Urkundlich fand der HARZ um 800 erstmals Erwähnung. Harud oder Harudgau wurde die Gegend und Haruden seine Bewohner genannt (übersetzt wohl Waldgebiet und Waldbewohner). Das Mittelgebirge gehörte zum Herzogtum Sachsen, das sich seinerzeit vom Ijsselmeer bis zur Elbe hinzog. Die Umbenennung in Harz soll Karl der Große persönlich verfügt haben, als er die Gegend zum Reichsbannwald erklärte. Bedeutet, das Nutzungsrecht stand allein den gekrönten Herrschern zu. Das Gesetz hielt Jahrhunderte lang, bis Bergbau, Hüttenindustrie und Wasserwirtschaft den kaiserlichen Bann untergruben. Harzer Wälder sind dunkel, und dunkle Ereignisse füllen die Geschichtsbücher bis in die Gegenwart. Das bekannteste Drama ist die Flucht von König Heinrich IV von seiner Harzburger Burg am 8.August 1073, um der Belagerung durch die Sachsen zu entfliehen, welche ihm wohl seine anmaßende Amtsführung verübelten. Heinrichs Fluchtweg über Harzer Höhen nach Walkenried und weiter nach Eschwege an der Werra wurde wegen der Geschichtsträchtigkeit als Kaiserweg berühmt. Dabei hatte schon der fränkische Hausmeier Pippin im Jahre 744 mit seinem Heer von Bediensteten diesen Pfad benutzt. Als Heerführer hatte er die Oberaufsicht über das Hausgesindel des Hofes, daher auch die Bezeichnung Hausmeier. Wer auf die Idee kam, dem adligen Begriff die höfische Legitimierung zu entziehen und daraus den heute üblichen Hausmeister zu machen, ist nicht bekannt. Die Vermutung liegt nahe, dass angesichts verlustreicher Kreuzzüge eine unkriegerische Titulierung herhalten sollte.

Denn kriegerische Handlungen bringen immer großes Leid über die Zivilbevölkerung, so auch im Harz. Zweifelhaften Ruhm erlangten im Dreißigjährigen Krieg vor allem die Raubzüge der Schweden. Während der Jahre 1624-27 brandschatzten und plünderten sie die ohnehin karge Gegend völlig aus. Erst eine Vereinigung tapferer Männer aus allen Teilen des Mittelgebirges - "Harzschützen" genannt - leistete den marodierenden Aggressoren erfolgreich Widerstand. Die verwegene Truppe genoss in der Bevölkerung hohe Anerkennung. Leider schloss sich auch manch zwielichtige Gestalt der heroischen Bewegung an, worunter der gute Ruf später litt.

Nachdem 1696 der letzte Bär erlegt und das Harzgebirge für frei von Großraubwild erklärt wurde, ließ sich Goethe am Brocken blicken. Was der Dichterfürst 1777 hier erstmalig an überwältigende Natur erlebte, muss überzeugend gewesen sein. Das belegt die Erwähnung des 'Blocksberg' (Brocken) in der „Walpurgissszene“ vom Faust. Hierin wird erzählt, wie sich biedere Frauen durch satanische Mächte verführen lassen und in Hexen verwandeln. Auf dem Höhepunkt der jährlichen Walpurgisnacht am 30.April fliegen die mit allerlei Kräutermischungen Einbalsamierten auf Besen zum Blocksberg, um sich durch diabolische Paarungsrituale endgültig zu verderben. Bei soviel sexistischer Symbolik verwundert nicht die schlagartig zunehmende Bedeutung des Harzes als Fremdenverkehrsregion. Doch die angelockten Auswärtigen hatten nicht nur Spaß am Verkehr mit Einheimischen, sondern entwickelten daneben auch Sinn für die üppigen Naturschönheiten!

Eine bauliche Schönheit aus der Frühzeit um 1125 heißt "Burg Falkenstein". Ihrer Entstehung verdankt sie einem Mordfall. Egeno II. von Konradsburg erschlug den Grafen Adalbert II. von Askanien-Ballenstedt. Zu jener Zeit war nach einem solchen Verbrechen üblich, den Stammsitz des Mörders in ein Kloster umzuwandeln. Der Sohn Egenos, Burchard von Konradsburg, ließ daraufhin im oberen Selketal, etwa 3,5 Kilometer südwestlich vom heutigen Meisdorf, eine neue Burg errichten und nannte sie "Falkenstein". Diese neue Festungsanlage erfuhr in den Jahrhunderten zwar viele bauliche Wandlungen, doch von äußeren Feinden erobert wurde sie nie.

Berühmt wurde Burg Falkenstein durch Eike von Repkow. Er entwarf hier zwischen 1220-1235 den Sachsenspiegel, nach welchem im Mittelalter deutsches Recht gesprochen wurde.

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