Torfhaus im Oberharz
Die Siedlung Torfhaus gehört als Ortsteil von Altenau zur Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld, liegt 800m hoch im Nationalpark Harz und kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken.

Bereits im 16.Jahrhundert wurde die Gegend nach Torf untersucht. Nachhaltig lohnte der Torfabbau jedoch nicht und wurde daher gegen Ende des 18.Jahrhundert eingestellt. 1713 wird mit dem „Borkenkrug“ erstmals ein Gebäude erwähnt. Vermutlich diente es den Torfaufsehern, Förstern und Wirten sowie vereinzelten Gästen wie weiland Goethe 1777 als Unterkunft. Ab 1842 kam eine Nutzung als Poststation hinzu, denn es herrschte Verkehr auf dem alten Handelsweg zwischen Bad Harzburg und Nordhausen. Beritten über den Harz! Hört sich irgendwie nach Abenteurertum in Wildwest-Manier an. Folglich wurde das Haus 1892 um eine Saloonlokalität erweitert.

In den 1920er Jahren nahm der Tourismus Fahrt auf, wurde jedoch jäh durch dramatische Ereignisse Mitte April 1945 gestoppt, als die gesamte Siedlung infolge einer Vergeltungsmaßnahme niederbrannte. Ab 1949 erfolgte der Wiederaufbau mit ersten Hotels und Restaurants, der Errichtung neuer Skihütten, einer Revierförsterei sowie eines Schullandheims und einer Jugendherberge. Besonderheit am Rande: 1961 drehte Regisseur Jürgen Roland in Altenau und Torfhaus eine Folge für seine legendäre "Stahlnetz-Serie". klick

Schon immer gilt Torfhaus aufgrund seiner Lage als leicht erreichbarer Aussichtspunkt auf den Brocken. Den tollen Ausblick genießen bis heute zahlreiche Touristen aus Nah und Fern. Ferner ist Torfhaus idealer Ausgangspunkt für Wanderungen. Hauptattrakton ist der Goetheweg, welcher von hier zum Brocken führt. Im Winter lädt ein weitverzweigtes Loipennetz zum Skiwandern ein. In Ortsmitte ist auf einigen Hängen alpiner Skilauf und Rodeln möglich.

Derzeit erfährt die kleine Siedlung Torfhaus, die ohne Touristen nur eine Handvoll Bewohner zählt, attraktive Veränderungen, wie mein aktuelles Video zeigt.

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c72012 - Video-Lfzt. 2:10 Min
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In Torfhaus erinnert ein Gedenkstein an den „Harzflieger“ Walter Spengler. Schon mehrmals musste der schwere Findling seinen Standort wechseln, heute ist er südlich vor dem Hotelkomplex Harzresort zu finden. Doch wer war Walter Spengler? Seine Familie kam während des 1.Weltkriegs (aufgrund der Erkrankung der Mutter) aus Coburg in den Harz und übernahm bald das Hotel Wendt auf Torfhaus. Spengler meldete sich freiwillig zur Infanterie und wurde verwundet. Eine Begegnung mit General Walter von Eberhardt, damaliger Inspekteur der Luftwaffe, brachte ihn schließlich zur Fliegerei, und so schloss er sich nach seiner Genesung als Pilot der Staffel von Manfred v. Richthofen an.

Nach Kriegsende arbeitete er im elterlichen Hotelbetrieb und übernahm diesen 1923 in Eigenregie. Doch die Leidenschaft zur Fliegerei ließ ihn nicht los, und so zog er 1925 als Fluglehrer nach Böblingen. Dort wirkte der seinerzeit bekannteste deutsche Flugzeugkonstrukteur Hanns Klemm, dessen Maschinen Spengler flog.

Ein fliegerisches Kunststück gelang ihm 1928, als er als erster Pilot im Harz landete - auf einer Wiese in Torfhaus. Danach besuchte er regelmäßig seine Familie in Torfhaus per Flugzeug, was stets für großes Aufsehen sorgte, vor allem als er im Winter 1929 auf dem vereisten Oderteich landete. Der Volksmund verlieh Spengler daraufhin das Attribut Harzflieger. Foto vom Brockenflug klick.

Der wagemutige Spengler gehörte in Böblingen zu einer vierköpfigen Gruppe um den Flugakrobaten Schindler. Bei einem waghalsigen Kunstflug, währenddessen Schindler von Spenglers Flugzeug aus über eine Leiter in ein darüber fliegendes Flugzeug klettern wollte, verhedderten sich die beiden Maschinen. Sie stürzten ab und rissen alle vier Piloten in den Tod. Ein Begleitflugzeug filmte das tragische Geschehen. Der Gedenkstein wurde zu Ehren und zum Gedenken an den legendären Flugpionier am Hotel seiner Eltern aufgestellt. Auch in Böblingen gibt es auf dem Friedhof einen Gedenkstein. Bei seiner Einweihung sprach Exzellenz von Eberhardt, der Mann, der Spengler einst zur Fliegerei inspirierte.
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Quellen:: Wikipedia - Böblinger Flughafengeschichten - Goslarsche Zeitung vom 19.10.2013 Eike Bruns--

Harzflieger Walter Spengler