Jede Generation hat das Recht auf eigene Vorstellungen und Überlegungen im Umgang mit den Nachkommen. Meine Erziehung erfolgte zu einer Zeit, in der Kinder zu schweigen hatten, wenn sich Erwachsene unterhielten. Eine Störung des Gesprächs oder gar eine Einmischung galten als unerzogen und vorlaut, nicht selten gab es dafür einen Klaps auf den Mund.
Heutzutage wird Kindern eine völlig andere Aufmerksamkeit und Bedeutung zuteil. Es hat den Anschein, dass kindliche Äußerungen - dem Zeitgeist entsprechend - Vorrang vor jeglichem Gespräch haben.
Sei’s drum, doch die Aneignung von Höflichkeit im Sinne einer guten Kinderstube schadet sicher keinem Kind. Im Gegenteil, wie mein Kurzhörspiel aufzeigt.
ZAUBERWELT TECHNIK
1) Homeoffice heißt das neue Zauberwort in der Arbeitswelt, wobei der flexible Umgang mit technischen Kommunikationsmitteln selbstverständlich vorausgesetzt wird. Die Verwendung von Whatsapp, Facetime und Skype gilt schon als vorsintflutlich, man wählt zwischen hippen Anbietern wie Gotomeeting, Mikogo, Tiny chat, Own cloud, Rainbow, Zoom... alles total easy, einfach anmelden, Passwort, downloaden, dann müsste es funktionieren. Müsste ... Dafür brezeln sich viele in den eigenen Wänden auf, als ginge es ins Theater. Bloß nicht als schlampiger Nerd in die chatrooms stolpern.
Es erinnert an die Anfänge des Anrufbeantworters, Vorläufer der heutigen Mailbox. Was hat sich da so mancher den Kopf zerbrochen, welche Nachricht er in welcher Form hinterlassen soll. Nicht wenige Anrufer übten fleißig vor dem Anruf. Anliegen notieren und mehrfach überpüfen, dann mit klopfendem Herzen die Nummer wählen. Traf ohne Vorbereitung die schlimme Befürchtung ein, wurde sofort aufgelegt. Die unpersönliche Maschine mit ihrer Aufzeichnungskonsequenz brachte Menschen, die ansonsten fehlerfrei parlierten, zum Stottern und Stammeln. Heute ist es eher das eintönige Gedudel und die zum Warten auffordernde monotone Stimme, die Anrufer verzweifeln lässt.
2) Eine andere technische Errungenschaft, die erst einmal durchdrungen werden musste, war um 1990 der veränderte TV-Empfang. Kabel und die berühmte TV-Schüssel ersetzten vielfach das Antennensystem. Verbunden damit war die überwältigende und selbst für Technikfreaks überfordernde Umstellung von drei bis vier auf danach schier unzählige Fernsehprogramme. Eine weitere Folge der Umstellung war die Verschandelung ganzer Straßenzüge und Häuserblocks mit den hässlichen überdimensionierten Schüsseln auf den Balkonen.
In meinem Sketch "Der Besuch" von 1990 prallen unterschiedliche Auffassungen über die Sinnhaftigkeit technischer Entwicklungen aufeinander.
Beziehungen bergen neben erfreulichen Momenten immer auch Konflikte - im Großen wie im Kleinen, im privaten wie im öffentlichen Leben. Doch bekanntlich sind die ersten - und für den weiteren Lebensweg ausschlaggebenden - Beziehungen die zwischen Eltern und Kind, gern auch als Erziehung bezeichnet.
Die Mutter-Sohn-Beziehung zeigt sich häufig als besonders innig, nachsichtig und von Stolz auf den Spross geprägt. Diese Harmonie unterliegt allerdings auch gewissen Gefährdungen, wenn beispielsweise der pubertierende Sohnemann sich der mütterlichen Fürsorge zu entziehen versucht oder Muttern am Verhalten des geliebten Sprösslings zu nörgeln beginnt, weil er ihre Erwartungen nicht erfüllt. Gehöriger Sprengstoff, der schnell zu heiklen Situationen führen kann.
Die zwei Hörspiele erzählen in heiterer Form eine etwas anstrengende Mutter-Sohn-Konstellation .
Der Kunde ist König - dies wurde zu früheren Zeiten allen Beschäftigten jeglicher Verkaufsbranchen eingetrichtert. Die Botschaft hieß: Der Kunde hat immer Recht und seine vollste Zufriedenheit ist die vorderste Aufgabe. Daher haben kritische Anmerkungen zu seinem Ansinnen oder gar Besserwisserei zu unterbleiben, selbst wenn sie objektiv begründet wären. Heutzutage in Zeiten von großer Personalnot käme die überwiegende Kundschaft eher selten auf die Idee, abhängig Beschäftigte herumzuscheuchen oder sich auf deren Kosten zu profilieren. Im Gegenteil: nach meiner Beobachtung fühlen sich viele Kunden schon als kleine Könige, wenn ihr Anliegen zufriedenstellend gelöst wird.
Mein Hörspiel hingegen stammt noch aus der Zeit kritischer Kundschaft-Verkäufer-Beziehung.
Des Deutschen liebstes Kind ist von jeher sein Auto - es wird im Allgemeinen gehegt, gepflegt, getunt und eben auch von Hand gewienert. Nur so entsteht schließlich die wahre Beziehung zum Fahrzeug. Es gibt natürlich auch Leute, denen die Sauberkeit des Gefährts weniger am Herzen steht. Da gerät der penible Nachbar mit seiner offensichtlichen Freude am blitzeblanken Wagen schnell in Misskredit, noch dazu wenn er Nachbarschaftshilfe anbietet.
BEKLAUT
Vor etwa 25 Jahren wurde mir mein nagelneues Autoradio nächtens aus dem vor dem Haus geparkten Fahrzeug geklaut. Ich brachte den Raub zur Anzeige. Allerdings gab es mehrere Betroffene, deren Autos aufgebrochen waren, so wurde der Stuhl im Dienstzimmer der hiesigen Polizeistation nicht kalt. Ich musste eine Menge Angaben machen, soweit ich mich erinnere, und als wir fertig waren, fragte ich: Und wie gehts jetzt weiter? Was unternehmen Sie?
Wenig, war die Antwort, da es mutmaßlich die Tat einer mobilen Autoknackerbande ist. Insofern wäre eine Aufklärung reiner Zufall. Natürlich würde jede Anzeige aufgenommen mit dem Ziel der Aufklärung, doch am Ende fließen die Angaben nur in die Statistiken von Versicherungen ein. Na toll. Im Nachhinein ärgerte es mich, dass ich statt eines Autoradios nicht eine Diebstahlsicherung eingebaut hatte.
Um den Verlust mental zu verarbeiten, schrieb ich einen Sketch. Das Ergebnis ist beim Anklicken des Fotos zu hören.
FRÜHLINGSGEFÜHLE
Ich muss hinaus, ich muss zu dir, -- Ich muss es selbst dir sagen: --
Du bist mein Frühling, du nur mir, --In diesen lichten Tagen.
Die Zeilen stammen aus dem Gedicht „Frühling und die Liebe" von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Der Dichter hatte wohl das raue Klima des Oberharzes im Sinn, dachte ich bei mir, als ich seinen Vers las. Denn nicht dem Lenz galt sein Sehnen, wie ansonsten üblich nach kalten Wintertagen, sondern einem - mutmaßlich weiblichen - Wesen: „Du bist mein Frühling …".
Der Brückenschlag zwischen den Frühlingsgefühlen des Dichters und meinem Sketch besteht darin, dass dieser im 19.Jahrhundert zu Lebzeiten des Poeten spielt. Damals gab es noch klare Standesunterschiede zwischen der gnädigen Frau und dem dienstbaren Stubenmädel, das im Haushalt für die niedrigen Arbeiten zuständig und ansonsten ziemlich rechtlos war. Mithin wurde dessen Liebesleben nicht nur vom ausbleibenden Frühling beeinflusst, sondern zuweilen auch durch Widrigkeiten, die sich bei heimlicher Liebe in Dienstbotenkammern einstellen konnten.
DIE DEUTSCHE STIMME VON ROBERT REDFORD
Nach vielen Jahren hatte ich mal wieder Lust, ein Hörspiel nicht nur zu schreiben, sondern auch selbst zu produzieren. Bereits beim Texten drängte sich meine Lieblingsstimme für die Rolle des Erzählers auf: Rolf Schult. Er war jahrzehntelang die ständige Synchronstimme von Robert Redford oder für weitere Filmgrößen wie Marlon Brando, Clint Eastwood und Anthony Hopkins, um nur einige zu nennen. Leider verstarb Rolf Schult vor Jahren. Doch hatte er seinem Sohn Christian nicht nur die Vorliebe für den Schauspielerberuf in die Wiege gelegt, auch beider Stimmen gleichen sich frappierend bis hin zur Verwechslung. Und so synchronisiert nun der Sohn statt des Vaters für Weltstars wie Robert Redford oder Anthony Hopkins. -- Ums kurz zu machen: am Ende konnte ich ihn als Erzähler für mein Hörspiel erwärmen. In weiteren Rollen sind M.E.Holzmann und Tamina Elbert zu hören. c/2023
Vom Zusammenleben
Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist nicht frei von Spannungen, die Skala reicht von herzlich bis zerstritten. Oftmals haben sich Pärchen insbesondere nach längerem Zusammenleben in ihrer eigenen Welt eingerichtet. Und dann kann es trotz bester Absicht mitunter zu Missverständnissen kommen, die wiederum atmosphärische Störungen nachsichziehen - bis hin zu gegenseitigen Quälereien. In meinem beiden Sketchen geht es genau um diese Problematik ...
Der Sketch "Der Luftballon" spielt zur Zeit des Eisernen Vorhangs, als die Menschen in West und Ost voneinander getrennt im Kalten Krieg lebten. Spöttische Gestalten verschreckten gern ängstliche Gemüter bei harmlosen Anlässen mit wilden Spekulationen. Böse Zungen wüden allerdings behaupten, dass sich wie in diesem Fall die eigentlich absurde Vorahnung inzwischen bestätigt habe...