BALLETT IM OPERNHAUS
Wenn Menschen ihre Glieder dehnen,
sich Körper aneinanderlehnen
und wieder auseinandergleiten
und Tüllröckchen in Reihe schreiten
und kein Akteur ist wirklich fett,
dann ist das typisch für`s Ballett.

Ganz leicht werden auf Bühnenboden Balletteusen hochgehoben.
Gelenkigkeit ist, was mir fehlt,
was mich im Opernhaus beseelt,
wo körpersprachlich jeder macht,
was choreographisch ausgedacht.

Nie sah ich jemand besser springen
und mit Naturgesetzen ringen,
so selbstbewusst in lockerer Pose
und muskulös in enger Hose.
Die Bühne als Bewegungsfeld,
auf dem sich dies und das gesellt.

Ganz angetan vom Hin und Her
steht unten der Kapellmeister.
Was einst der Komponist erdacht
wird klanglich opulent entfacht.
Die Trommel schlägt, die Tuba dröhnt,
im Graben ist man das gewöhnt.

Ach, Sinn erschließt sich mir nicht sehr,
ich kenn` den Plot nur ungefähr.
Doch lässt`s mich kulturell empfinden,
wenn Künstler sich so ehrlich schinden.
Die Leichtigkeit, die vorgeführt,
wird zweifelsfrei nur suggeriert.

Da applaudiert das Publikum,
denn leider ist die Zeit schon ´rum.
Famos, dass jetzt das Grande Finale
erzeugt Begeisterung im Saale.
Und kulturell höchst angetan
geh`n wir vom Opernhaus zur Bahn.

c/ 2019 - Rolf L.