"WSV zwo"
Hörspielposse von Axel Zierer

In jedem Genre gibt es so genannte Kultstücke, die aus vielerlei Gründen bei deren Liebhabern die Herzen höher schlagen lassen. Begegnet man diesen Kultstücken Jahre später, so werden schlagartig Erinnerungen wach gerufen. Zumeist verklärt durch den zeitlichen Abstand fühlt man sich in zurückliegende Zeiten versetzt. Häufig genügt schon die Erwähnung eines Titels oder eines Begriffes, um schwärmerische Gefühle auszulösen. Raunt man in Braunlage und hier vor allem in Eishockeykreisen das Kürzel "WSV", dann blickt man in glänzende Augen quer durch alle Generationen und prompt schallt Jung und Alt ein kräftiges "olé" entgegen!! Für die wenigen, die jetzt immer noch nicht wissen, worum es sich handelt, sei hier gesagt: die Rede ist vom Hörspiel "WSV olé" von Axel Zierer und Heinz-Jörg Fulst. Produziert wurde es 1981, erzählt von legendären Tagen im Braunlager Eishockeysport und ist mittlerweile zu einem echten Kultstück gereift.

Rund 25 Jahre später nimmt Axel Zierer den Stoff wieder auf: einige der mittlerweile älteren Herren der ehemaligen Eishockey-Meistermannschaft treffen sich - rein zufällig -  im Braunlager Eisstadion am Fuße des Wurmbergs. Natürlich werden Erinnerungen an längst vergangene siegreiche Spiele beschworen, man krittelt an der heutigen Spielermannschaft herum und überhaupt war früher alles besser - logisch!! In seiner Fortsetzung unter dem Titel "WSV zwo" lässt Zierer zwar alte Zeiten wieder aufleben, aber pures Schwelgen in Erinnerungen ist seine Sache nicht. Daher treffen alte Bekannte aus früheren Zeiten und solche aus der Gegenwart auf höchst vergnügliche Weise aufeinander.

Zum Inhalt: Heinz, Coach erfolgreicher WSV-Eishockeyteams vergangener Zeiten, trommelt für ein Benefizspiel gegen die heutigen "HARZER WÖLFE" die alten Weggefährten zusammen. Ein furioses Spektakel nimmt seinen Lauf, und in der Originalatmosphäre des Braunlager Eisstadions bangt man mit der Altherrenmannschaft um einen siegreichen Ausgang.

So machen in Braunlage bereits einige Begriffe die Runde: es ist die Rede vom "Benefizz-Spiel", von Ente und Essig, von ungewöhnlichen Trainingsmethoden, einer geölten Bandentür und seltsamen Freundschaftsbeweisen. Manchen wird dabei schlicht und ergreifend nur "mellan-kolisch". Die handelnden Personen des Hörspiels werden nicht nur in einschlägigen Kreisen dem einen und anderen wohl bekannt vorkommen, auch wenn sie in der Darstellung dramaturgisch überzeichnet erscheinen. Überhaupt agieren sie engagiert und schießen in ihrem Eifer öfters übers Ziel hinaus. Kenntnisreich, liebevoll und auch amüsiert beschreibt der Autor das Leben rund ums Eishockey und diejenigen, die dort etwas bewegen.

Als Axel Zierer vor über einem Jahr zu einem Vorsprechen einlud, war das Interesse groß. Neben neuen Interessenten fanden sich etliche alte Weggefährten aus MTS-Zeiten ein. Die meisten waren Ende der 80er Jahre noch dabei, als im Verein "Mülltonnensender" mit "Das Haus an der Grenze" das letzte und sicher beste Hörspiel von Axel Zierer produziert wurde.

Ein ganzes Jahr lang dauerten letztlich die Aufnahmen. Unwägbarkeiten wie Versagen der Technik, Absagen vorgesehener Sprecher aus verschiedenen Gründen und notwendige Umbesetzungen, aber auch das Einarbeiten neuer Ideen ins Skript erforderten ein hohes Maß an Flexibilität und Durchhaltevermögen. Die Darsteller sind zwar begeisterte und engagierte Amateure, nichtsdestotrotz wird um bestmögliche Darstellung und Umsetzung der Vorstellungen des Autors teils hart gerungen.

Für den Regisseur beginnt nach Fertigstellung der Aufnahmen die nächste kreative Phase mit Sichten bzw. Hören des aufgenommenen Materials. Jetzt heißt es, die besten Aufnahmen zu finden, aussortieren und zusammen schneiden. Danach müssen Geräusche (selbstverständlich ausschließlich Originaltöne einschl.Eisstadionatmosphäre!) aufgenommen und unterlegt werden. Was am Ende so leichtfüßig daher kommt, bedeutet Schwerstarbeit - und zwar nicht nur für die Ohren!

Aber es hat sich gelohnt: Axel Zierer ist ein temporeiches, freches und doch warmherziges Hörspiel gelungen. Der Zuhörer darf mit der alten Meistermannschaft mitfiebern, und spätestens am Ende des vergnüglichen Hörspiels sind ihm die wackeren WSVer ans Herz gewachsen - und mit "WSV zwo" könnte ein neues Kultstück entstanden sein!

Weitere Informationen unter www.wsv-zwo.de oder www.axelzierer.de

Esther Rager                                                          

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Braunlager Zeitung
vom 02.03.07