Tagelang hielten drei ausgebüchste Luchse die Harzregion in Atem. Nachdem Unbekannte in das Drahtgitter des Geheges mehrere Löcher geschnitten hatten, waren Alice, Ellen und Paul auf Entdeckungstour gegangen. Ein schwerer Schlag für das Harzer Luchsprojekt, denn den Verantwortlichen war sofort klar: die widrige Harzer Wildnis überleben die Wildkatzen nicht. Zuallererst würden sie von frei lebenden Artgenossen “windelweich geprügelt“ – sozusagen zur Begrüßung. Die dulden nämlich keine verhätschelten Grünschnäbel in ihren Revieren.

Doch die Ausgebüchsten sahen wohl selbst ein, dass freie Wildbahn und Indianer-Luchse keine Spielwiese sind. Und hissten alsbald die weiße Flagge.

 Lüchsin Ellen hatte es zum Kreuz des deutschen Ostens getrieben, um an symbolträchtiger Stelle die Freiheit auszukosten – und wurde dieser schnell wieder überdrüssig. Sie sprach Wanderer an mit der Bitte, der Verwaltung ihren Standort mitzuteilen.

 Kater Paul erwischte es beim Trampen. An einer viel befahrenen Straße hielt er seine Tatze in den Wind. Besorgte Tierfreunde benachrichtigten daraufhin den Luchsbeauftragten, er solle das Dienstfahrzeug vorfahren. Denn das Tier im Privatauto mitzunehmen wäre versicherungstechnisch so’ne Sache.

 Verblieb noch Alice. Die harrte tagelang auf einem Hochsitz im Revier Ahrensberg bei Torfhaus aus, bis endlich ein Förster vorbeikam. Die Beiden unterhielten sich angeregt. „Ich habe der Lüchsin gesagt, wenn sie nicht wegläuft, gäbe es bald was zu fressen“. Da die Transportkiste mit dem Fressen nicht sofort in den Wald kam, witterte Alice wohl Ungemach und wollte abhauen. Doch der Förster namens Felix (der Glückliche) warf ihr mehrere Tannenzapfen ins Kreuz, um an die Abmachung zu erinnern. Auch hier gedeihliches Ende.

Beweis: GZ im Zeitraum 6.-19.11 = mehrere Artikel mit Fotos. eines zeigt Alice auf dem Hochsitz!! Das dürfte bei der Wahl "Foto des Jahres" gute Siegchancen haben.
zurück