Besuch

Die Erinnerungen klopften an die Tür,
ganz plötzlich wollten sie herein zu mir.
Höflich bat ich sie Platz zu nehmen,
hatten ja doch Anteil an meinem Leben.

Sie fabulierten emsig, was man so hören möchte
und erinnerten beispielhaft an meine Geschichte:
Wie geborgen ich mich wähnte in einem Schoß,
jedoch - wie sich später zeigte - aussichtlos.

Plaudernd tauchte ich ein in vertraute Sphären,
wollte mich nicht gegen süß Erträumtes wehren.
Doch immer mehr kam mir bald der Verdacht,
dass sie als Dauergast bleiben wollten über Nacht.

Ach, sei dringend gewarnt, sag besser ade!
Vertreibe sie hart, schaffe keine Näh'.
Sie werden weder heilen dein Unbehagen
noch die Zweifel mildern, die an dir nagen.

Schreie SERVUS! Hoffnungen schlagen keine Brücken,
sind sie doch für deine Zukunft untaugliche Krücken.
Einst wolltet ihr euch kosen und ewig drücken?
Erinnerungen? Nur gut zum dran Ersticken!

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Pano(d)rama

 Den Zauber des Meeres und des Himmels spüren
in kurzen Hosen barfuß und am Strand.
Wenn Wellen sanft den Fuß umspülen:
Hier stand ich mit dir Hand in Hand.

 Ich denk` zurück an schöne Tage,
das Schwere verflüchtigt sich im Wind.
So viele Gedanken, wenn ich frage
nach dir und mir und unserm Kind.

 Versunkene Welt, erloschenes Feuer,
verstorbene Sehnsucht, zerschnittenes Band.
Ein Rest von Asche lässt sich treiben
wie müdes Laub weit übers Land.

 Versengt, verbrannt, ich spür` es wieder:
Ein Stich, ein Schmerz, der nicht vergeht.
Legt sich der Tag zum Schlafen nieder,
quält ihn im Traum, was nicht mehr geht.

 Der Horizont hat sich verschoben
und Schiffe wandern übers Meer.
Sie scheinen sich ganz fern zu kreuzen,
von dort sieht man den Strand nicht mehr.

 Und flimmernd vor der Sonne stehen
Momente klar und prall von Glück,
die kommen und dann wieder gehen
in fernes Niemandsland zurück.

erschienen im Gedichtband "KATERGEDICHTE"
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